Die Botschaft, die Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant nach den Angriffen seiner Luftwaffe an die Houthis schickte, schien eindeutig: „Das Feuer, das jetzt (im Hafen von) Hodeida brennt, sieht man überall im Nahen Osten. Es sendet ein klares Signal“. Ob aus dem Libanon, Gaza oder anderswo, fügte er warnend hinzu, wer es wage Israel anzugreifen, bekomme dieselbe Antwort.
Tatsächlich dauerte es nur wenige Stunden, bis die pro-iranischen Extremisten Israel erneut angriffen: Ziel war dieses Mal nicht die Innenstadt von Tel Aviv, wo am Freitag bei einem Drohnenangriff der jemenitischen Miliz ein Menschen ums Leben gekommen war, sondern der süd-israelische Hafen Eilat. Die am frühen Sonntagmorgen abgefeuerten Boden-Boden-Raketen konnten jedoch von den Israelis abgefangen werden.
Weitere Lenkwaffenangriffe, das ist sicher, werden folgen. „Mit Gottes Hilfe bereiten wir uns auf einen langen Krieg mit diesem Feind vor“, drohte Yahya Saree, der Militärsprecher der Houthis am Wochenende: „Solange bis die Belagerung des palästinensischen Volkes aufgehoben wird“. Wer jetzt glaube, dass die israelischen Angriffe von Freitagnacht eine abschreckende Wirkung haben könnten, liege grundlegend falsch, zitierte die Washington Post jemenitische Analysten.
Nach deren Ansicht würde durch die Luftschläge der Israelis die Macht der Houthis im eigenen Land weiter gefestigt. Die Gruppe könnte jetzt ohne Schwierigkeiten „eine weitere Mobilisierungskampagne gegen die ausländische Bedrohung starten“. Unterstützung aus der arabischen Welt scheint ihnen dabei gewiss. „Meisterhaft“ würden es die Houthis verstehen, sich als „Verteidiger der palästinensischen Sache zu inszenieren“, analysiert der am renommierten Washingtoner Middle East Institute arbeitende jemenitische Politologe Ibrahim Jalal. Indem sie militärische Macht ausübten, würden sich die Houthis publikumswirksam von den meisten arabischen Staaten abgrenzen. Diese gelten in der öffentlichen Wahrnehmung im Gaza-Konflikt als durchsetzungsschwach, wenn nicht gar teilnahmslos oder pro-israelisch.
Vor diesen Hintergrund haben es die Houthis nicht schwer, Sympathien unter den Muslimen im Nahen Osten zu gewinnen. „Wir danken Gott für die Houthis. Sind die die einzigen Araber, die Palästina helfen“, postete unlängst der irakische Social-Media-Star Raschid al-Haddad. Seine martialischen Video-Lobhudeleien auf die Houthis gehen viral. Auf TikTok und anderen Apps haben sie schon mehr als 25 Millionen Aufrufe erreicht. Das hat auch damit zu tun, dass die Houthis zwar militärische Verbindungen zum Iran haben, ideologisch aber nicht so sehr auf Teheran ausgerichtet sind wie die libanesische Hisbollah oder einige irakische Gruppierungen.
Menschenrechtsorganisationen weisen darauf hin, dass die Houthis noch repressiver geworden sind, seitdem sie – als Folge des Krieges um Gaza – ihre Macht im eigenen Land weiter gefestigt haben. „Die zunehmende regionale Unterstützung für die Houthis gibt ihnen Deckung, um noch mehr Menschenrechtsverletzungen gegen ihr eigenes Volk zu begehen“, sagt Niku Jafarnia, Jemen-Forscher bei Human Rights Watch.
Die Gruppe hat dokumentiert, wie die Houthis humanitäre Hilfe als Waffe einsetzen, Tausende von Kindersoldaten rekrutieren, gegen die Meinungsfreiheit und die jemenitische Frauenbewegung vorgehen. „Niemand beachtet die Tatsache, dass die Houthis zwar behaupten, den Palästinensern zu helfen, gleichzeitig aber seit neun Jahren mit Taiz die drittgrösste Stadt des Jemen belagern“, schreibt Jafarnia. Hunderte von Jemeniten kamen dabei ums Leben.