Der östliche Mittelmeerraum und der Nahe Osten erleben derzeit die schlimmste Kältewelle seit Jahren. In den kuwaitischen Ortschaften Mutriba und Salmi fielen die Temperaturen unter den Gefrierpunkt. „Laut unseren Daten ist dies der kälteste Tag in den Wüstenregion des Emirates seit 60 Jahren“, schrieb der kuwaitische Meteorologe Issa Ramadan auf X. Die mit dem Tief „Adam“ eingeströmte sibirische Kaltluft sorgte auch in weiten Teilen von Saudi-Arabien, Jordanien, Syrien und dem Libanon für Minusgrade. Selbst an der zyprischen Mittelmeerküste wurden leichte Minustemperaturen gemessen. Im Troodosgebirge fiel die Quecksilbersäule auf minus neun Grad.
Die extreme Kältewelle im Morgenland hat bereits zahlreiche Opfer gefordert. Auf der Insel der Aphrodite erstickten drei Menschen bei dem Versuch, sich vor einem offenen Holzkohlebecken bei geschlossenem Fenster warm zu halten. Tödliche Kohlenmonoxidvergiftungen wurden auch aus Flüchtlingslagern im Libanon, Syrien, Jordanien sowie aus dem Irak gemeldet. Dort hatten die Menschen zudem unter Schneestürmen (im Norden) und heftigen Sandstürmen (im Süden des Landes) zu leiden.
Im Gazastreifen erfroren nach BBC-Informationen in den letzten acht Tagen sechs Säuglinge. Das Leben Dutzender Neugeborener sei durch die „Jahrhundertkälte“ akut bedroht, warnten Ärzte. Allein zehn Kleinkinder seien seit dem Wochenende an Dehydrierung und Unterernährung gestorben.
Im Libanon, Irak und weiten Teilen von Iran, wo bis zu zwei Meter Schnee gefallen ist, wurden wegen der massiven Kältewelle schon in der vergangenen Woche zahlreiche Schulen geschlossen. Die Massnahmen begründete die Regierung mit einem massiven Anstieg des Energieverbrauchs durch Heizöfen. Für die Schüler sei Fernunterricht eingerichtet worden, berichtete die iranische Nachrichtenagentur IRNA. Selbst in einigen zyprischen Bergdörfern haben die Kinder seit Montag „kältefrei“. Es sei „gegenwärtig fast unmöglich“, so die Cyprus Mail, die Schulen in höheren Lagen ausreichend zu beheizen.
Über die Gründe für das extreme Wetter streiten sich die Meteorologen im Nahen Osten. Während man in Kuwait und Irak den Klimawandel für die sibirische Kälte verantwortlich macht, sieht man im Libanon kein Anlass für Panik. Der Februar, schreibt die Tageszeitung L Orient le Jour, sei für sein „unvorhersehbares Wetter mit dramatischen Schwankungen“ bekannt. In der Zedernrepublik fiel zu Wochenbeginn oberhalb von 200 Metern der gesamte Niederschlag als Schnee. Die Strassen zu vielen Bergdörfern waren zwei Tage lang durch Schnee blockiert. Auch die Skigebiete bei den berühmten libanesischen Zedern waren nicht erreichbar. Mit etwas milderen Temperaturen im Nahen Osten wird erst am kommenden Wochenende gerechnet.